Montag, 28. Juni 2010

Literatur im nachrevolutionären Paris

»Il y a dans ce moment de grands mouvements littéraires«: Literatur- und Kulturbetrieb im nachrevolutionären Paris

Constance de Salm (1767-1845), französische Autorin, »salonnière« und Verfasserin hunderter von Briefen, teilt das Schicksal vieler ihrer
Schriftstellerkollegen: Im Paris ihrer Zeit war ihr Name bekannt, ihre Texte wurden gedruckt, gelesen und besprochen, und auf ihren Abendgesellschaften trafen sich schreibende und bildende Künstler, Wissenschaftler und Politiker. Nach ihrem Tod wurden ihre Schriften nicht mehr gelesen, und die Fürstin geriet in Vergessenheit. Erst 2007 wurde ihr Briefroman »Vingt-quatre heures d'une femme sensible« zum ersten Mal seit seiner Veröffentlichung 1824 neu aufgelegt. Neben Essays, Theaterstücken und Gedichten schrieb Constance de Salm, die in zweiter Ehe mit dem rheinischen Fürsten Joseph Salm-Reifferscheidt-Dyck verheiratet war, vor allem Briefe. Denn während der Sommermonate, die sie auf Schloss Dyck im Rheinland verbrachte, setzte die Fürstin die in ihrem Pariser Salon geführten Konversationen in Form einer weit gefächerten Korrespondenz fort.

Der Literatur-, Kunst- und Kulturbetrieb im Paris der Kaiserzeit und der Restauration ist ein Themenbereich, der derzeit von der (französischen) Geschichtswissenschaft intensiv bearbeitet wird. Mit einer Forschergruppe und mehreren Einzelprojekten über Themen zur französischen Geschichte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sich am Deutschen Historischen Institut Paris ein Forschungsschwerpunkt gebildet, der die Ansätze der französischen Forschung nach Deutschland vermitteln möchte und umgekehrt. Unter diesem Blickwinkel soll die für April 2011 geplante Tagung am DHIP dazu beitragen, Leben und Werk der Constance de Salm im Kontext des Literatur- und Kulturbetriebs im Paris der Kaiserzeit und der Restauration zu verorten. Im Mittelpunkt steht die Untersuchung der Voraussetzungen, Orte und Praktiken von Autorschaft (von Frauen wie auch von Männern) im Bereich sowohl der Literatur als auch der Wissenschaft und des Journalismus. Die Figur der Constance de Salm dient dabei lediglich als Fix- und Ausgangspunkt; im Zentrum steht der Pariser Literatur-, Kultur- und Wissenschaftsbetrieb allgemein:
Journale und Zeitschriften, das Theater, Akademien und gelehrte Gesellschaften, Netzwerke und Korrespondenzen...

Erwünscht sind Beiträge aus der Geschichtswissenschaft sowie aus Kunst-, Literatur-, Musik-, Theater- und Wissenschaftsgeschichte, sowohl zu übergreifenden Fragestellungen als auch zu einzelnen Personen oder Themenkomplexen. Nachwuchswissenschaftler sind nachdrücklich aufgefordert, ihre Vorschläge einzureichen.

Vorträge zu folgende Themenbereichen sind denkbar:

Pariser Literatur- und Wissenschaftsbetrieb:
- Akademien und gelehrte Gesellschaften
- Pariser Presselandschaft
- Pariser Verlags- und Publikationswesen

Pariser Kulturleben allgemein:
- Theater und Oper
- Bildende Künste
- Dichtung und »Belles lettres«

Lesende und schreibende Frauen:
- einzelne Schriftstellerinnen, Journalistinnen, Essayistinnen
- Briefe schreibende Frauen / Korrespondenzen von Frauen
- Journale und Zeitschriften von und für Frauen

Vernetzungen und Einflüsse:
- Netzwerke von Künstlern/-innen und Schriftstellern/-innen
- Salons bzw. informelle »cercles« und »réunions«
- Beziehungen zwischen Paris und dem Rheinland

Die Tagung findet vom 27. bis 29. April 2011 in Paris statt. Reisekosten und Unterbringung können übernommen werden. Konferenzsprachen sind Deutsch, Französisch und Englisch. Interessierte sind gebeten, ein kurzes Exposé (max. 5000 Zeichen inkl. Leerzeichen), Lebenslauf und ggf.
Schriftenverzeichnis bis zum 10. September 2010 in elektronischer Form (als pdf-Dokument) zu schicken an:

Dr. Christiane Coester
Deutsches Historisches Institut Paris
ccoester@dhi-paris.fr


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Dunja Houelleu

Deutsches Historisches Institut Paris

0033144542391

dhouelleu@dhi-paris.fr

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