Mittwoch, 30. Juni 2010

Porträtkultur der Aufklärung

Von Mensch zu Mensch.

Porträtkunst und Porträtkultur der Aufklärung
Das Gleimhaus

Ausstellung im Gleimhaus Halberstadt
29. August bis 20. November 2010

Jahrhunderte lang war das Porträt innerhalb der Kunst gering geschätzt worden, denn es strebte nicht nach Schönheit, sondern nur nach Ähnlichkeit. Diese Geringschätzung wandelte sich im Zeitalter der Aufklärung in ihr Gegenteil. Das Bildnis erlebte nun eine hohe Blüte, die gekennzeichnet war nicht etwa durch Prachtentfaltung, sondern durch die Konzentration auf das Gesicht, das konsequenter als je zuvor als Membran aufgefasst wurde. Nunmehr galt das Porträt als Darstellung der Seele. Der Mensch zeigte sich nicht mehr nach seiner sozialen Geltung, sondern als Verstandes- und Gefühlsmensch. Das Bildnis war nicht mehr auf Autorität, sondern auf Sympathie angelegt.

Von Mensch zu Mensch. Porträtkunst und Porträtkultur verzichtet auf das repräsentative und effektvolle Bildnis und beschränkt sich stattdessen weitgehend auf das Brustbild – wie bereits der Dichter und Sammler Johann Wilhelm Ludwig Gleim, der erklärte, nur Ritter lassen sich mit Sporen malen, bei Denkern genüge der Kopf. Gleim hat in seinem so genannten ‚Freundschaftstempel’ Bildnisse seiner Freunde und verdienter Zeitgenossen versammelt. Diese Sammlung – die größte Porträtgalerie der deutschen Geisteswelt des 18. Jahrhunderts – bietet ein Panorama der Porträtkunst der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zugleich steht mit der Person Gleims ein Exponent des innigen Umgangs des 18. Jahrhunderts mit dem Bildnis vor Augen. Beides will die Ausstellung zeigen: Porträtkunst und Porträtkultur im Zeitalter der Aufklärung.

Der ‚Freundschaftstempel’ Gleims, dessen Wände mit Bildnissen dicht behängt sind, stellt selbst das zentrale Exponat der Ausstellung dar, die daher an keinem anderen Ort möglich wäre. Dieser Bestand wird ergänzt durch Leihgaben von bedeutenden Museen und Privatsammlungen.

Die Ausstellung des Gleimhauses richtet die Aufmerksamkeit auf die differenzierte Mimik als Ausdruck von Innerlichkeit und auf die hohen Qualitäten von Intimität, durch die sich das Porträt der Aufklärung auszeichnet. Sie lässt das Bildnis als allgegenwärtiges Medium der empfindsamen Kommunikation erkennbar werden, das dem ausgeprägten „sittlich-geselligen Interesse“ (Goethe) am Menschen einen Bezugspunkt bot. Die Porträtkunst der Aufklärung weist mit ihren Qualitäten von Menschlichkeit und Zwischenmenschlichkeit allgemeingültige Werte auf, mit denen ihr auch heute noch und gerade heute besondere Geltung zukommt.

Die Schau ist einer der zentralen Beiträge zu dem Themenjahr Menschenbilder des Museumsnetzwerks Sachsen-Anhalt und das 18. Jahrhundert und wird unterstützt vom Kultusministerium Sachsen-Anhalt, von Lotto-Toto Sachsen-Anhalt, von den ÖSA Versicherungen und von der Fielmann AG.


Termine:

28.08.2010 - 15:00 Halberstadt, Das Gleimhaus, Domplatz 31
Kontakt zum Veranstalter:

Das Gleimhaus
Domplatz 31
38820 Halberstadt
gleimhaus@halberstadt.de
http://www.gleimhaus.de

Telefon: 0 39 41 / 68 71-0
Fax: 0 39 41 / 68 71-40

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