Dienstag, 13. Juli 2010

Friedrich der Große als Leser

Günther Lottes, Brunhilde Wehinger (Hrsg.)
Friedrich der Große als Leser
2010. Berlin: Akademie-Verlag. ca. 200 S., gb.
ca. € 49,80
ISBN 978-3-05-004922-9


Friedrich der Große erweist sich in seinem umfangreichen schriftstellerischen Werk sowie in seinen literarisch-philosophischen Briefwechseln, vor allem mit Voltaire, als ein unermüdlicher und höchst eigenwilliger Leser der einschlägigen, französischsprachigen Debattenbeiträge der westeuropäischen Aufklärung. Zugleich betrachtet er die klassische Literatur des Jahrhunderts Ludwigs XIV. als vorbildlich, befasst sich zeitlebens mit den im 18. Jahrhundert in französischer Sprache zugänglichen antiken Autoren philosophischer, historiographischer, poetischer Werke und eignet sich die einschlägigen zeitgenössischen Geschichtswerke im Zeichen der Aufklärung an. Seine Werke zeigen: Er ist ein für das Jahrhundert der Aufklärung geradezu typischer Autor, der seine Werke in Auseinandersetzung mit anderen und als Antwort auf offene Fragen seiner Zeit konzipiert. Kritik und Kommunikation sind die zentralen Schlüsselbegriffe auch dieses Autors, der seine Rolle als selbstbewusster Leser nicht verbirgt, wie seine Schriften mit den zahlreichen intertextuellen Referenzen deutlich machen.

Die Beiträge des Bandes beleuchten aus verschiedenen disziplinären Perspektiven die Quellen-, Referenz- und Lieblingstexte des roi philosophe und rekonstruieren seine Lektürehorizonte, die für seinen Standpunkt als Schriftsteller prägend sind. Erörtert werden seine historiographischen, philosophisch-kulturkritischen, militärischen Schriften ebenso wie seine Dichtungen. Ein besonderes Augenmerk gilt der Bedeutung, die dem Kanon der europäischen Literaturen in Friedrichs „Lesewelten“ zukommt, die in den Gesamtzusammenhang der zeitgenössischen Aufklärungsdebatten gestellt werden. Dabei wird nachvollziehbar, warum Friedrich sich als ein europäischer Autor französischer Sprache verstand, der ein internationales, an der lebhaften Debattenkultur der Aufklärung interessiertes Publikum vor Augen hatte.

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